Grundsätzlich leben unsere Freiwilligen mit oder in unmittelbarer Nachbarschaft zu Tansanier*innen. Wir versuchen ein Zusammenleben mit Gastfamilien zu ermöglichen. Uns ist wichtig nur zwei Freiwillige je Stadt und Organisation zu entsenden. Das Leben in Gastfamilien bietet die Chance, alltägliche Lebensumstände und Lebensgewohnheiten zu erleben, es fördert Sprachkenntnisse und ein intensives gegenseitiges Kennenernen und interkulturellen Austausch sowie Sicherheit.

Um die Verpflegung der Freiwilligen in Tansania kümmern sich in der Regel die Familien oder Frauen, die Einkauf, Kochen und Waschen gegen Entgelt übernehmen. In Tansania ist es üblich, dass Menschen, die Geld verdienen, eine Haushaltshilfe einstellen und somit anderen ein Einkommen ermöglichen. Kochen und Waschen ist in Tansania zeitintensiver, da häufig mit Kohle oder Holz gekocht und per Hand gewaschen wird. Beides bedarf eines recht großen Zeitaufwandes, der neben dem Arbeitsalltag der Freiwilligen kaum zu leisten ist. Den Freiwilligen steht jedoch jederzeit offen, bei Hausarbeiten mitzuhelfen und so das Alltagsleben noch besser kennen zu lernen.

Gyde schreibt zu ihrem Leben in ihrer Gastfamilie:
"Vor meinem Freiwilligenjahr sah ich dem Leben in einer Gastfamilie eher skeptisch gegenüber. Frisch ausgezogen nach meinem Abitur, wollte ich die Freiheit genießen, keine Menschen zu haben, die mir sagen können, was ich tun und lassen soll und denen ich Erklärungen und Entschuldigungen schuldig bin. Im Endeffekt hätte es für mich nichts Schöneres und Bereicherndes gegeben, als mit einer Gastfamilie zusammenzuleben. Meine Gastoma, bei der ich wohnte, ließ mir viele Freiräume mit ihr und meinen Gastgeschwistern und -tanten unternahm ich gerne und oft etwas. Nur so hatte ich die Gelegenheit wirklich das Familienleben, die Feste, das Essen und seine Zubereitung und so vieles weiteres kennenzulernen. Das Zusammenleben ist natürlich begleitet von kleinen Irritationen und Missverständnissen, die durch gegenseitiges Verstehen-Wollen und Anpassen gelöst wurden. Dies fiel mir mit der Zeit immer einfacher, da die Kommunikation mit der schrittweisen Verbesserung meines Kiswahilis immer besser wurde.
Leben in einer Gastfamilie kann so zeitweise vielleicht etwas anstrengender sein, als zum Beispiel in einer Freiwilligen-WG zu wohnen, doch die Erkenntnisse, Erfahrungen und vor allem die Verbindung zu Familienmitgliedern, haben für mich mein Freiwilligenjahr ausgemacht."