Bundespräsident besucht Tansania: Eine Reise der Zusammenarbeit und Freundschaft

Deutschlands Bundespräsident machte kürzlich eine historische Reise nach Tansania, die nicht nur diplomatischen Austausch und wirtschaftliche Zusammenarbeit beinhaltete, sondern auch eine Reise der Versöhnung markierte. In Songea besuchte er das Maji-Maji-Museum, um sich mit den dunklen Kapiteln der kolonialen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Anlässlich dieses Besuchs hat die DTP einen Forderungskatalog vom Tanzania Network zur Aufarbeitung unserer kolonialen Vergangenheit unterzeichnet.

Kranzniederlegung an der Maji-Maji Gedenkstätte Kranzniederlegung an der Maji-Maji Gedenkstätte Beim Besuch des Bundespräsidenten am 1. November 2023 wurde an der Mai-Maji Gedenkstätte in Songea ein Kranz niedergelegt. [Foto von Veronika Steffens, Veronika Steffens]

Deutschlands Bundespräsident machte kürzlich eine historische Reise nach Tansania, die nicht nur diplomatischen Austausch und wirtschaftliche Zusammenarbeit beinhaltete, sondern auch eine Reise der Versöhnung markierte. In Songea besuchte er das Maji-Maji-Museum, um sich mit den dunklen Kapiteln der kolonialen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Anlässlich dieses Besuchs hat die DTP einen Forderungskatalog vom Tanzania Network zur Aufarbeitung unserer kolonialen Vergangenheit unterzeichnet.

Die Reise begann in Daressalam. Nachdem der Bundespräsident gelandet war, wurde er vom tansanischen Außenminister January Makamba in der tansanischen Metropole empfangen. In Daressalam traf er am nächsten Tag die Staatspräsidentin Tansanias, Samia Suluhu Hassan, und hat mit ihr vor allem die Themen Wirtschaft und Zusammenarbeit besprochen, wobei der Fokus auf nachhaltiger Entwicklung und Innovation lag. Beide Nationen teilen das Ziel, Wirtschaftswachstum und Umweltschutz miteinander zu verbinden, um eine ausgewogene Zukunft zu schaffen.

Steinmeier und Hassan führten auch Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern der deutschen und tansanischen Wirtschaft. Im Zuge dessen kam es zum Treffen mit Vertreter*innen tansanischer Start-up-Unternehmen, die mit dem Programm „Starfrica“, ebenfalls mit der Universität Koblenz kollaborieren. Gründer*innen verschiedenster Startups zeigten ihre breite Palette an Produkten und Dienstleistungen, die zum Beispiel umweltfreundlichem Pflanzenschutzmittel, proteinhaltiger Nahrung aus Insekten und vieles mehr zu bieten hat. Neben den Startups besuchte Steinmeier auch schon etablierte, große Unternehmen und besichtigte dazu die Produktionsstätte des Unternehmens Twiga Cement – Heidelberg Materials, das nicht nur zweit größter Zementproduzent des Landes ist, sondern auch im Punkt Nachhaltigkeit durch den Einsatz von Biogasanlagen versucht den CO²-Ausstoß zu minimieren. Dieser wirtschaftliche Aspekt des Besuchs stärkt nicht nur die Beziehungen zwischen den beiden Ländern, sondern eröffnet auch neue Möglichkeiten für eine nachhaltige Entwicklung.

Auch traf der deutsche Bundespräsident Vertreter der Zivilgesellschaft und sprach mit ihnen über Kultur- und Medienlandschaft, wobei der Schwerpunkt auf Frauen und Mädchenrechte gesetzt wurde.

Teil der Reise nach Tansania war auch der Besuch in Songea, der dazu diente, die historischen Wunden anzuerkennen und einen Schritt auf dem Weg der Versöhnung zu gehen. In der Rede des Bundespräsidenten, an der Maji-Maji-Gedenkstätte, betonte er die Dankbarkeit für die Möglichkeit und Offenheit für seinen Besuch, welche nicht selbstverständlich sei aufgrund der deutsch-tansanischen Geschichte, die sich hier vor 117 Jahren abgespielt hat. Er sprach auch die Notwendigkeit an, sich den brutalen Verbrechen der Kolonialzeit bewusst zu werden. Der Besuch stehe im Zeichen der Versöhnung und des Respekts für die Opfer in der Vergangenheit. Er sprach über die gemeinsame Verantwortung, aus der Vergangenheit zu lernen und eine gemeinsame Zukunft aufzubauen.

Der Bundespräsident entschuldigte sich im Namen Deutschlands für die Leiden, die während der Kolonialzeit verursacht wurden. "Ich verneige mich vor den Opfern der deutschen Kolonialherrschaft", sagte er in der Stadt Songea, welche in jener Region liegt, in der zwischen 1905 und 1907 ein Aufstand gegen die Kolonialherren mit großer Härte niedergeschlagen wurde. Insgesamt kamen damals schätzungsweise 300.000 Menschen ums Leben. Steinmeier bat um Verzeihung "für das, was Deutsche Ihren Vorfahren hier angetan haben". Er betonte, dass Deutschland die historischen Tatsachen anerkennen müsse und dass das Zusammenkommen im Maji-Maji-Museum ein Schritt in Richtung Versöhnung und Verständnis sei. Ein besonderes Augenmerk legte Steinmeier auf das Wiederfinden und Zurückgeben des verschwundenen Schädels von Chief Songea. Chief Songea war ein Anführer im Maji-Maji-Aufstand, der nach seiner Kapitulation von den deutschen Besetzern zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde. Sein Schädel wurde, wie viele andere Gebeine in der Kolonialzeit, nach Deutschland gebracht. Dort lagern diese meist bis heute in Archiven und Museen, oft ohne sie noch klar zuordnen zu können. Der Bundespräsident sagte, man wolle große Bemühungen daran setzen, diese zu identifizieren und dahin zurückgeben, wo sie herkommen und hingehören.

In seiner Rede würdigte der Bundespräsident auch die Fortschritte, die Tansania seit der Unabhängigkeit gemacht hat, und betonte das Engagement Deutschlands für eine Partnerschaft, die auf Gleichberechtigung und gemeinsamen Zielen basiert. Zitat: „Ich freue mich, dass es Ihnen ebenso wie mir ein Anliegen ist, unsere guten Beziehungen weiter auszubauen“. Dabei sprach er auch eine gemeinsame Ausstellung des Humboldt-Forum und des Nationalmuseums Daressalam an, welche „History of Tanzania“ heißen wird. Diese wird in Zusammenarbeit umgesetzt werden und erst in Berlin und ein Jahr später in Daressalam ausgestellt. Das Kapitel der Kolonialvergangenheit soll hierbei eine große Rolle spielen.

Dieser Besuch markiert einen bedeutsamen Schritt in den deutsch-tansanischen Beziehungen und zeigt das Bemühen Deutschlands als auch Tansanias, sich aktiv mit seiner kolonialen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Insgesamt war der Besuch des Bundespräsidenten in Tansania nicht nur ein diplomatisches Ereignis, sondern eine Chance, die Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Tansania zu vertiefen.


Quellen: https://www.spiegel.de/ausland/kolonialzeit-in-tansania-diese-brutalen-verbrechen-werden-gezielt-verschwiegen-a-cf688bb2-9e8e-4743-a2d4-c347d451eea7 https://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Termine/DE/Frank-Walter-Steinmeier/2023/10/231030-1101-Reise-Tansania.html https://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Frank-Walter-Steinmeier/Reden/2023/11/231101-Songea-Maji-Maji-Museum.html;jsessionid=4E82F8FBB8DEEBC08691B1F687828454.internet972?nn=9042544 https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/steinmeier-tansania-104.html https://www.tagesschau.de/ausland/afrika/steinmeier-tansania-100.html https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-11/frank-walter-steinmeier-tansania-kolonialverbrechen-5vor8 https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-11/frank-walter-steinmeier-tansania-kolonialverbrechen-entschuldigung https://www.zeit.de/2023/45/frank-walter-steinmeier-tansania-kolonialismus-gedenken https://www.sueddeutsche.de/politik/bundespraesident-steinmeier-reist-nach-tansania-und-sambia-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-231030-99-754954 https://www.deutschlandfunkkultur.de/besuch-in-tansania-bundespraesident-steinmeier-bittet-um-entschuldigung-dlf-kultur-23e32332-100.html https://www.ndr.de/nachrichten/info/Steinmeier-in-Tansania-Die-Wunden-der-deutschen-Kolonialzeit,audio1499244.html https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-11/frank-walter-steinmeier-tansania-kolonialverbrechen-entschuldigung https://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Berichte/DE/Frank-Walter-Steinmeier/2023/10/231030-1101-Offizieller-Besuch-Tansania.htm https://www.deutschlandfunk.de/steinmeier-bittet-in-tansania-um-verzeihung-fuer-deutsche-kolonialverbrechen-100.htmll