Dodoma- Tansanias unterschätzte Hauptstadt

Die tansanische Hauptstadt Dodoma genießt nicht gerade den besten Ruf: sowohl in Reiseführern, im Internet, als auch unter ehemaligen Freiwilligen hält sich hartnäckig das Vorurteil, dass es dort nicht viel mehr als Sand und Staub gäbe. Drei Freiwillige, die seit gut drei Monaten in Dodoma leben, haben die Stadt jetzt schon lieben gelernt und zeigen auf, was sie an Dodoma schätzen und warum sie gerne dort leben.

Am Nyerere Square - ende einer Radtour Am Nyerere Square - ende einer Radtour ANUE (eine AO in Dodoma) führte am 2. Dezember eine Radtour durch, an der u.a. die Verfasserinnen des Artikels teilnahmen :) Im Hintergrund sieht man das Denkmal von Julius Kambarage Nyerere, dem 1. Präsidenten Tansanias. [Foto von Mengo Chikoma, Der Fotograf hat der Freigabe zugestimmt.]

"Ich war nur für eine Nacht in Dodoma, weil ich nach Arusha wollte und abends nicht mehr weiter gekommen bin."

"Morogoro und Sansibar sind sehr schön! Und Dodoma… kann man sich auch Mal ein Bild von machen." (Berichte von ehem. Freiwilligen)

– Außerdem ist es trocken, es gibt weder Berge noch Bäume oder gar ein Krankenhaus, dafür aber ein Schwimmbad und die Leute sind ganz nett. Kurz gesagt, von einigen wenigen Pluspunkten mal abgesehen, eine sehr langweilige und unattraktive Stadt mitten im trockenen und eintönigen Zentrum Tansanias.

So oder so ähnlich wurde uns Dodoma vor unserer Ankunft sehr häufig beschrieben. Wenn überhaupt, denn die Meisten, mit denen wir gesprochen haben, waren noch nie länger als eine Nacht in der tansanischen Hauptstadt gewesen. Was auf der einen Seite natürlich etwas deprimierend war, besonders in Anbetracht der vielen Erzählungen ehemaliger Freiwilliger über Morogoros Berge und Sansibars Strände, stellte für uns auf der anderen Seite aber auch ein kleines Abenteuer dar, da wir die Stadt auf eigene Faust erkunden wollten. Inzwischen, nach gut drei Monaten in Dodoma, konnten wir uns schon ein gewisses Bild von der Stadt machen und haben es uns zur Aufgabe gemacht, Dodomas Image mit diesem Artikel etwas aufzupolieren. 

Zunächst muss man aber doch einmal einräumen, dass Dodoma "touristisch" gesehen wirklich nicht viel zu bieten hat. Grüne Landschaften oder große Gewässer lassen sich hier nicht finden, auch bis zum nächsten Nationalpark muss man einige Stunden fahren. Wir sind aber schließlich nicht hier her gekommen um Urlaub zu machen, sondern um hier zu leben. Dafür finden wir es sogar schöner, in einer nicht so touristischen Gegend zu leben, da wir nicht dauerhaft für Touristen gehalten werden. Das führt auf der einen Seite dazu, dass wir noch mehr auffallen, da es nicht viele andere Weiße gibt. Auf der anderen Seite erfahren wir aber eine sehr große Hilfsbereitschaft, kommen fast nur mit TansanierInnen in Kontakt und haben die Chance, das Leben abseits der typischen Touristendestinationen kennenzulernen.

Dodoma ist zwar Hauptstadt Tansanias, aber im Vergleich zu anderen Hauptstädten und auch anderen Städten des Landes relativ unbekannt. Viele Menschen haben schon von der Millionenstadt Dar es Salaam gehört, auch Arusha ist Einigen ein Begriff. 1907 von von deutschen Kolonisten gegründet und erst zehn Jahre nach Gründung der Vereinigten Republik von Tansania zur Hauptstadt ausgerufen: Trotz Geschichtlicher Relevanz blieb die Stadt lange verhältnismäßig klein, viele Ministerien verblieben in der Ex-Hauptstadt Dar es Salaam und die Nationalversammlung Tansanias wurde erst 1997 nach Dodoma verlegt. Sehr große Veränderungen stellten sich erst in diesem Jahrhundert ein: Ministerien werden schrittweise in Dodoma angesiedelt [1] und die Bevölkerung wächst rasant: während 2012 noch 213.000 EinwohnerInnen gelistet wurden, erfasste die Volkszählung 2022 bereits 760.000 Einwohner_innen [2]. Das Interesse an der Stadt wächst, sie wird immer lebendiger und auch (entgegen der allgemeinen Vorstellung ;)) immer grüner. Denn das Klima in Dodoma ist nicht grundsätzlich pflanzenfeindlich. Übermäßige Abholzungen, beispielsweise aufgrund von Tierhaltung in der Vergangenheit, prägen die Landschaft bis heute, doch neue Bäume werden im großen Stil gepflanzt und sorgen für ein schöneres Stadtbild. Das merken auch wir: Gerade jetzt, da die Regenzeit begonnen hat, passt das Bild, dass wir vor unserer Ankunft von der Stadt hatten ganz und gar nicht mehr mit der Realität zusammen.

Dodoma hat gut 760 Tausend EinwohnerInnen und ist damit die drittgrößte Stadt Tansanias. Damit genießen wir hier alle Vorteile einer Großstadt, es ist aber trotzdem bei Weitem nicht so voll und stressig wie in Dar es Salaam. Häufig finden Sport- oder Musikevents statt, von denen wir in den letzten Monaten schon einige miterleben durften. Beispielsweise haben wir ein Basketballspiel der Frauen-Nationalliga angesehen, an einem Laufevent teilgenommen und waren auf einem großen Musikfestival. Natürlich bietet eine Großstadt noch weitere Möglichkeiten, wie Schwimmbäder, Parks, ein großes Einkaufszentrum und viele Märkte. An dieser Stelle müssen wir kurz etwas näher auf unseren Lieblingsmarkt eingehen, den SabaSaba. Dieser war bis vor etwa einem Jahr der zentrale Umstiegsplatz für Fahrten mit dem Daladala (Kleinbusse, dazu mehr weiter unten) wurde inzwischen aber von einem großen neuen, überdachten Marktplatz, dem Machinga abgelöst. Seit dem finden sich auf dem SabaSaba, einem etwa 300m x 100m großem Platz, eine belebte Marktatmosphäre mit vielen Läden für Klamotten, Haushaltsartikeln, Schreibwaren und auch frischem Obst und Gemüse. Hier lässt sich wunderbar einen Nachmittag verbringen, etwas durch die Läden stöbern oder sich in den Gassen verlaufen und an ganz neuen Orten wiederfinden. Dazwischen gibt es einige Stände, wo man sich ein Chipsi Mayai (eine Art Pommesomelette und eine Landesspezialität Tansanias :D) oder ein paar Pommes holen kann und sich etwas ab vom Trubel für beispielsweise eine Doppelkopfrunde treffen kann. 

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist natürlich die Fortbewegung: von Dodoma aus gibt es große Verkehrsstraßen in alle vier Himmelsrichtungen, wodurch man verhältnismäßig schnell überall im Land ist. Im innerstädtischen Verkehr gibt es viele häufig befahrenen Daladala Linien, mit welchen man sehr günstig von A nach B kommt. Sollte man es einmal etwas eiliger haben, funktioniert hier auch die Bolt-App, womit man sich ganz einfach ein Boda Boda (Motorrad-) oder Bajaji (TucTuc-Taxi) rufen kann. Die App zu haben ist gerade in den ersten Wochen und Monaten sehr angenehm, da es sicherer ist und man weiß, dass man einen angemessenen Preis zahlt. Ein paar von uns haben sich auch schon Fahrräder gekauft und sind damit in der Stadt unterwegs. Solbald wir uns ein bisschen an den tansanischen Straßenverkehr gewöhnt hatten, sind wir damit super flexibel und (je nach Wohnort) innerhalb von maximal einer halben Stunde in der Innenstadt. 

Das schönste an Dodoma ist aber etwas, was wir selber noch nicht so ganz in Worte fassen können, weswegen wir es einfach "das Dodoma-Gefühl" nennen. Es gibt eben nicht die eine Sache - wie die Berge in Morogoro oder die Strände auf Sansibar - aufgrund derer man Dodoma unbedingt gesehen haben muss. Viel mehr sind es die vielen Möglichkeiten und die gelassene aber doch quirlige Atmosphäre der Stadt, die das ausmachen, warum wir unser Jahr sehr gerne hier verbringen.

Quellen: [1] https://en.m.wikipedia.org/wiki/Dodoma [2] https://citypopulation.de/en/tanzania/cities/


Quelle: https://citypopulation.de/en/tanzania/cities/ https://en.m.wikipedia.org/wiki/Dodoma