Es gibt im Rahmen von „Weltwärts“ viele Projekte, die jungen Deutschen die Gelegenheit geben, ein Jahr lang in einem so genannten "Entwicklungsland" bzw. Land des globalen Südens zu leben. Sie alle sind ein wichtiger Beitrag zu Entwicklung, Völkerverständigung und entwicklungspolitischer Bildung, doch leider bleiben sie alle meistens einseitig: Kaum jemals erhalten junge Menschen aus Entwicklungsländern die Chance, nach Deutschland zu kommen, um hier eine längere Zeit zu leben, im Umweltschutz zu arbeiten, Neues zu lernen, die fremde Kultur zu erfahren und sich mit jungen Deutschen auszutauschen. Die FUGE, in der sich die meisten ehemaligen DTP-Freiwilligen zusammengeschlossen haben, hat deswegen 2008 zusammen mit dem FÖJ Schleswig-Holstein ein außergewöhnliches Reverse-Programm ins Leben gerufen, dass nun erstmals zwei engagierten jungen Tansanier*innen die Gelegenheit bietet, ein Jahr lang in Deutschland zu arbeiten und zu leben.
Das Projekt
Seit August 2008 absolvieren Benson Matawana (25) und Glory Matoy (24) ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) in Lübeck. Benson arbeitet im Info-Zentrum „Eine Welt“, wo er neben Kundenberatung im Weltladen vor allem Bildungsarbeit betreibt, z.B. an Schulen und in Kirchengemeinden Vorträge über Tansania hält und neue Unterrichtseinheiten mitentwickelt.
Glorys Einsatzstelle ist der biologische Landwirtschaftsbetrieb Ringstedtenhof, wo sie die Tiere versorgt, in der Bäckerei mithilft, Hof-Führungen für Kindergruppen leitet und Workshops anbietet. Dort wohnt sie auch in einer WG mit einer deutschen Freiwilligen. Die jungen tansanischen Freiwilligen sind gut qualifiziert: Benson hat in Tansania sein Studium in Politikwissenschaft und Philosophie abgeschlossen, Glory hat Gemeindeentwicklung („Community Development“) studiert. Darüber hinaus engagierten sich beide schon in Tansania ehrenamtlich für Umweltschutz, Jugendbildung und HIV-Aufklärung. Im Bewerbungsverfahren setzten sie sich gegen 30 Mitbewerber-Innen durch. Aber ohne das von FUGE und dem FÖJ Schleswig-Holstein ins Leben gerufene Reverse–Programm wäre Deutschland für beide wahrscheinlich unerreichbar geblieben.
Die Ziele
Der Aufenthalt zweier tansanischer Freiwilliger in Schleswig-Holstein ist eine Herausforderung und Lernmöglichkeit für alle Deutschen, mit denen sie in Kontakt kommen. Ihre Erfahrungen und ihre fremde Sichtweise auf den deutschen Alltag bereichern die Arbeit ihrer Einsatzstellen und sind Ausgangspunkt für viele Diskussionen, in denen beide Seiten voneinander lernen. Die Einsatzstellen können langfristige Kontakte zu engagierten Tansanier*innen aufbauen, auf die später für gemeinsame Projekte zurückgegriffen werden kann. Die tansanischen Freiwilligen erhalten die Gelegenheit, sich in einer fremden Kultur zu bewähren und eine neue Sprache zu lernen; sie trainieren interkulturelle Kompetenzen und lernen neue Strategien des Umweltschutzes kennen. Die Erfahrung des Lebens im Industriestaat Deutschland bringt sie nicht nur persönlich weiter, sondern hilft ihnen auch erheblich dabei, nach ihrer Rückkehr zu einer nachhaltigen Entwicklung ihres Heimatlandes beizutragen.
Das sagen sie selbst über ihr FÖJ in Schleswig-Holstein
Glory Matoy:
“Ich habe ein Menge hier gelernt und ich lerne immer noch, Dinge wie Ökologische Landwirtschaft, Arbeiten mit Kindern und, darüber hinaus, deutsche Kultur und Lebensstil. Aber auch Dinge wie Mülltrennung, was ich sehr wichtig finde und was für mich etwas komplett Neues ist. All die Erfahrungen, die ich hier mache, und die neuen Ideen, die ich hier bekomme, werden eine große Veränderung für den Umweltschutz in Tansania bewirken."
Benson Matawana:
„Auch die Deutschen erhalten die Chance, sichmit ihren Gästen auszutauschen und Neues über die Dritte Welt zu lernen. Langfristig kann die Zusammenarbeit zwischen Tansania und Deutschland durch ein Programm wie dieses verbessert werden.“