Urlaub in Tansania bewusst gestalten: Tipps für eine möglichst nachhaltige Reise
Reisen ist aufregend, fördert kulturellen Austausch und kann den Horizont erweitern. Doch jede Reise hinterlässt auch Spuren im Land, die negative Auswirkungen auf verschiedene Bereiche haben können. Zusammen mit Mitgliedern von Chumbe Island Coral Park auf Sansibar haben wir Tipps zusammengestellt, wie UrlauberInnen ihre Tansania-Reise nachhaltiger gestalten und somit ihren ökologischen Fußabdruck minimieren können.

Das Auslandsjahr in Tansania hält neben dem Kennenlernen der Kultur und dem Leben und Arbeiten mit TansanerInnen auch noch einiges mehr bereit. Viele von uns Freiwilligen freuen sich besonders darauf, das Land zu bereisen und neue Orte kennenzulernen. Und wir sind bestimmt nicht die einzigen: Damit FreundInnen und Familie in Deutschland auch einen Einblick in unsere neue Umgebung bekommen, bietet sich ein Besuch natürlich an. Doch jede Reise hinterlässt auch Spuren im Land, die über den CO2 Ausstoß der Flüge hinausgehen.
Wir haben uns gefragt: Wie können Reisende ihren Urlaub nachhaltiger gestalten und ihren ökologischen Fußabdruck möglichst klein halten? Dafür haben wir mit drei MitarbeiterInnen von Chumbe Island Coral Park (CHICOP) auf Sansibar gesprochen. CHICOP ist ein Vorzeigebeispiel für nachhaltigen Tourismus. Als erstes privat gemanagtes Meeresschutzgebiet finanziert Chumbe ein Umweltbildungsprogramm für die lokale Bevölkerung und Umweltschutzmaßnahmen durch die Einnahmen der Eco-Lodge auf der Insel.
Diana Körner - Expertin für Nachhaltigen Tourismus und Marketing-Managerin, Salim A. Salim - Assistant Manager für Conservation and Education und Khamis Khaflan - Educator und Bildungsbeauftragter haben uns ihre Sicht auf nachhaltiges Reisen erklärt. Aus den Gesprächen haben wir Tipps für UrlauberInnen, die ihren Tansania-Urlaub nachhaltiger gestalten und ihren ökologischen Fußabdruck möglichst klein halten möchten, zusammengestellt.
1. Urlaubsplanung und Flüge kompensieren
Vor Reiseantritt empfehlen wir, sich zunächst ausreichend mit dem Urlaubsland zu befassen. Eine umfassende Urlaubsplanung hilft nicht nur, den Überblick zu behalten und Stress vor Ort zu vermeiden. Sie sorgt auch dafür, dass die Vorfreude auf die Reise steigt! Die Planung kann verschiedene Aspekte wie
Ein wichtiger Punkt bei der Urlaubsplanung sind zunächst die Flüge. Dass Fliegen nicht nachhaltig ist, sollte inzwischen jedem bewusst sein. Wer sich dennoch für eine Fernreise mit dem Flugzeug entscheidet, hat eine breite Auswahl an Kompensationsmöglichkeiten. Dazu gehören unter anderem große Anbieter wie atmosfair, aber auch das Baumpflanzprojekt der Frauengruppe TUFAHAMIANE in Kizimkazi auf Sansibar, das seit einigen Jahren von der DTP unterstützt wird. Diese Projekte holen das CO2 aus der Atmosphäre zwar nicht zurück, aber sie unterstützen Umweltprojekte, die sich für das Klima einsetzen. Kurzstrecken- und Inlandsflüge lassen sich hingegen einfach durch Busreisen ersetzen.
2. Ökologischen Fußabdruck durch Abfallminimierung verkleinern
Dort wo Touristen sind, entsteht natürlich auch Abfall. Auch wenn es Reisenden häufig nicht direkt auffällt: ein großer Teil des Abfalls entsteht in den Unterkünften oder beim Essen. Allein auf Sansibar werden geschätzt täglich 650 Tonnen (!) Abfall von Hotels und Ressorts produziert. Das ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass Tourismus die Haupteinnahmequelle der Insel ist. Die Infrastruktur für Müllversorgung in Tansania ist nicht ausreichend ausgebaut und die Müllmengen sind immens. Trotz fehlender Entsorgungsmöglichkeiten sollten Abfälle, insbesondere Plastik, nicht einfach am Straßenrand entsorgt werden. In den meisten Fällen landen diese im Meer, was das Ökosystem massiv schädigt. Schwer zu recycelnder Abfall wie Batterien sollten außerdem nach Möglichkeit wieder mit nach Hause genommen werden.
3. Nachhaltige Unterkünfte buchen
Die Auswahl an Unterkünften in Tansania ist groß. Zugegebenermaßen ist es nicht immer leicht, Unterkünfte zu identifizieren, die Nachhaltigkeit mit in die Gäste Operationen einbeziehen. Nicht jede „Eco-Lodge”, die sich als solche ausgibt, hat diesen Namen auch verdient. Einige Lodges bezeichnen sich gerne als nachhaltig, um auf den Sustainability-Trend aufzuspringen. Nachhaltigkeit ist dabei aber viel mehr als das Benutzen von wiederverwendbaren Strohhalmen und das Servieren von Essen in Kokosnussschalen.
Ein Hilfsmittel bei der Auswahl können dabei Nachhaltigkeitszertifikate sein, jedoch sind diese gerade für kleinere Unterkünfte nur schwer und teuer zu erwerben. Für größere Organisationen ist die Anerkennung durch den Global Sustainable Tourism Council (GSTC) ein guter und anerkannter Richtwert. Bei Unterkünften, ohne Zertifikat lohnt es sich, direkt nachzufragen, wie sich diese für die Umwelt einsetzen. Meist schafft das bereits ein klareres Bild, wie Nachhaltigkeit verstanden wird.
Ein Beispiel für eine Unterkunft in Tansania mit umfassendem Nachhaltigkeitskonzept ist Chumbe Island. Die Eco-Bungalows haben eine Null-Impakt Philosophie. Abwasserfilter, Regenwasserduschen, Solarpanels, Komposttoiletten und nachhaltige und lokale Baumaterialien sorgen für einen ökologischen Betrieb. Die Einnahmen der Eco-Lodge fließen in die Umweltbildung und den Naturschutz der kleinen Insel. Die Angestellten sind zu 97% Locals und die Gästekapazität der Insel ist auf 18 Gäste pro Tag beschränkt. Chumbe Island zeigt, wie Nachhaltigkeit im Tourismus ganzheitlich angegangen werden kann und dass es möglich ist, sowohl ökologische als auch ökonomische und soziale Aspekte miteinzubeziehen.
4. Auf lokale Anbieter zurückgreifen
Wer sich von Massentourismus und den Top-Anbietern auf Tripadvisor etwas abwendet, findet vielleicht einige Community-basierte Initiativen. Wir empfehlen, Tagestrips, Touren und Safaris bei lokalen Anbietern zu buchen. Dadurch kommt der Profit bei der lokalen Bevölkerung an. Außerdem wird kultureller Austausch gefördert und Gästen die Möglichkeit gegeben, mehr über die lokale Kultur zu lernen. Solche lokalen Anbieter finden sich vor Ort oft leichter als online. Es kann zum Beispiel helfen, bei der Unterkunft nach lokalen Tour-Anbietern zu fragen oder Kontakte der Freiwilligen zu nutzen. Auch bei der Auswahl von Trips empfehlen wir, zu differenzieren. Deutlich wird dies vor allem bei Touren, die Lebewesen mit einbeziehen. Das Angebot an Attraktionen ist endlos: Delfintouren, Schwimmen in Pools mit Meeresschildkröten, angeleinte Affen beim Markt, etc. Hier lohnt es sich, kritisch zu hinterfragen, ob noch auf das Tierwohl geachtet wird und abzuwägen, welche Angebote mit gutem Gewissen unterstützt werden können und welche nicht. Generell sind Attraktionen, bei denen Tiere aus ihrem natürlichen Habitat geholt werden und zur Unterhaltung von Menschen dienen, immer fraglich. Bei Aktivitäten Unterwasser sollte Abstand zu den Meeresbewohnern gehalten werden. Nachhaltigkeit spielt noch andere Tourismus-Erlebnisse ein. Ein weiteres Beispiel dafür sind Souvenirs: Gerade Sansibar ist übersät mit Souvenirshops. Leider sind viele der verfügbaren Produkte importiert. So kommen Kleidung und vermeintlich lokale Tücher oft aus Thailand, Indien oder Indonesien, wie auf den Schildern kleingedruckt zu erkennen ist. Es gibt jedoch auch viele lokale Anbieter, die lokale Souvenirs mit traditionellen Methoden herstellen. Dazu zählen beispielsweise Africraft, Moto oder CHAKO die ausgediente Gegenstände und Flaschen upcyclen und dabei benachteiligte Gruppen der Bevölkerung unterstützen.
5. Sich mit der Kultur auseinandersetzen
Bei der Diskussion um Nachhaltigkeit gilt es vor allem auch die soziale Nachhaltigkeit zu berücksichtigen. Für Reisende ist dabei der kulturelle Aspekt besonders wichtig. Sich im Vorhinein mit Aspekten wie Religion, Sprache und Lebensumständen, aber auch respektvollen Verhaltensweisen, angemessener Kleidung, lokalen Ressourcen und Geschichte auseinanderzusetzen, zeigt nicht nur ein gewisses Maß an Respekt für die tansanische Kultur, sondern öffnet auch die Tür für mehr kulturellen Austausch. Respektvolles Verhalten steigert vor allem den Wert und die Kommunikation zwischen Gästen und Gastgebern. Während Ramadan nicht in der Öffentlichkeit zu Essen und zu Trinken und generell Schultern und Knie generell möglichst bedeckt zu halten, trägt bereits einen großen Teil dazu bei. In lokalen Restaurants zu speisen und sich durch die Vielfalt der Küche vor Ort zu testen, macht nicht nur Spaß, sondern schafft zudem wertvolle kulturelle Lernerfahrungen.
Auch wenn wir nur BesucherInnen im Land sind, hinterlassen wir Spuren und nehmen Eindrücke mit in unsere Heimat, die wir dann in unserem Umkreis teilen. Nachhaltiges Reisen beinhaltet noch so einiges mehr, als wir hier aufzeigen können. Vielleicht konnten wir einigen von euch Denkanstöße und ein paar neue Ideen vermitteln. Viel Spaß beim Planen eurer nächsten Reise, wo auch immer sie euch hinführt!
Chumbe Island: https://chumbeisland.com/ Chako: https://chakozanzibar.com/ AfriCraft: https://africraft.co.tz/ Moto: https://motozanzibar.wordpress.com/ atmosfair: https://www.atmosfair.de/en/ Global Sustainable Tourism Council: https://www.gstcouncil.org/for-hotels-accommodations/