Schluss mit lustig

Im März 2020 mussten alle Freiwilligen auf Grund der Corona-Pandemie ganz plötzlich zurück nach Deutschland reisen. Der "Auslands-"Freiwilligendienst ging dann dort von zu Hause aus weiter. Doch wie sah das dann aus?

Weltwärts Freiwilligendienst einmal anders (während Corona) Weltwärts Freiwilligendienst einmal anders (während Corona) Zurück in Deutschland wartete ein anderer Freiwilligendienst - jedoch mit diversen Aufgaben, Projekten und vor allem einen regen Austausch in der Freiwilligengruppe [Foto von Veronika Steffens, Entwurf und Umsetzung: Veronika Steffens]

Am 16. März erhielten alle weltwärts-Entsender vom BMZ eine Mail, die besagte, dass die Freiwilligen so zügig wie möglich nach Deutschland zurück reisen sollen. Für die Freiwilligen der DTP hieß dies, dass sie bereits 4 Tage später aus Tansania ausreisten und am 21. März wieder in Deutschland bei ihren Familien landeten.

Um die Gefühle rund um das abrupte Verlassen ihrer Gastfamilien, Freund_innen und Kolleg_innen aufzufangen, wurden die 16 Klimaschutz-Freiwilligen in 4 feste Kleingruppen aufgeteilt, die sich wöchentlich in Videogesprächen austauschten. Für den Austausch entwickelte die DTP-Pädagogin Tanja Neubüser zusammen mit den 4 Gruppensprecher_innen jeweils wöchentlich Themen und Leitfragen. Nach 6 Wochen Austausches dieser Art hatten die meisten Freiwilligen die plötzliche Abreise und das Landen in Deutschland inmitten der Covid 19-Kontaktbeschränkungen recht gut verarbeitet. Wollten die Freiwilligen ihren Freiwilligen-Status weiter behalten, gab das BMZ vor, dass die Freiwilligen sich in Deutschland mit Themenbereichen rund um die Sustainable Developments Goals (SDGs) beschäftigen sollten, von ihrer Entsende-Organisation angeleitet.

Das war für die DTP ein neues Feld: ihre Freiwilligen in Deutschland inhaltlich zu betreuen. Diese Aufgabe war spannend und im Nachhinein können wir sagen, dass alle Freiwilligen auch in diesen 5 sonderbaren weltwärts-Monaten von April bis August in Deutschland einiges mitnehmen konnten. Aussagen hierzu sind:

„Inspiriert hat mich auf jeden Fall das Aneignen von Wissen und wie gut es sich anfühlen kann, auch nur kleine Dinge zu lernen, die einem im Alltag immer wieder begegnen (Fairtrade Lebensmittel, Foodsharing, nachhaltigere Kleidung etc.) oder mit denen ich in einer Diskussion besser für meinen Standpunkt argumentieren kann.“


„Ich will auch weiterhin möglichst viel mit meinen Freunden über Themen wie Rassismus, Klimaschutz, Erneuerbare Energien und Politik sprechen, um es vielleicht auch mir selbst immer ein bisschen in Gedanken zu bewahren.“


„Ich möchte mir auf jeden Fall weiterhin jeden Monat ein kleines Themengebiet vornehmen zu dem ich mich einlese und informiere, auch wenn es nicht mehr so viel sein muss wie jetzt.“

Wie sahen die 5 Monate in Deutschland für die Freiwilligen aus?

Die Vorgabe der DTP war, dass jede_r Freiwillige wöchentlich mindestens ein bundesweit angebote-nes Webinar im Bereich Globales Lernen mitmachen sollte, zudem einen Text oder Buchabschnitt lesen und einen Film/Dokumentation schauen. Das daraus Gelernte und Inspirierende sollte in Monatsberichten an die DTP berichtet werden. Zudem gab es Video-Gespräche in Kleingruppen mit der DTP-Pädagogin Tanja. Zusätzlich gab die DTP monatlich den Freiwilligen praktische Aufgaben. Hierzu gehörte z.B., dass der Jahrgang eine Zeitschrift über die SDGs verwirktlichte, die die DTP in einer Auflage von 500 Stück drucken ließ mit dem Titel „Schluss mit lustig“. Eine weitere Aufgabe war, dass jede_r eine Tätigkeit plante und umsetzte, wo sie/er über weltwärts und die gemachten Erfahrungen berichtet. Dies waren z.B.

  • ein Vortrag und Austausch zu weltwärts mit Oberstufenklasse
  • einen Podcast zum Thema Meeresschutz selbst entwickeln und auf die DTP-Webseite stellen
  • einen kulinarischen Info-Abend für Spender_innen
  • eine Einheit zu einem Globalisierungs-Thema in einem Geografie-Kurs und in einem Politik-Leistungskurs
  • einen Vortrag bei einem Online-Programm für Jugendliche der evangelischen Jugendgemeinde
  • ein Video-Interview über das weltwärts-Jahr für einen Verein zur Integrationsarbeit

Toll war, dass die Freiwilligen sich im Rahmen der SDGs in Themen ganz nach ihrer Wahl vertiefen konnten! So schwer es auch war, weltwärts in Deutschland 5 Monate allein zu Hause zu machen, so gewinnbringend war es, sich in ein oder mehrere Themen mit viel Ruhe zu einzuarbeiten – und auch diese besondere Phase vom weltwärts-Jahr hat Bleibendes für die Zukunft gegeben!


Zum Abschluss noch ein Auszug des Berichts eines Freiwilligen über die weltwärts-Stunde an einer 10. Klasse:

„Als alle bereit waren, erklärte ich der Klasse, weshalb ich hier bin und dass ich nicht da bin, um zu unterrichten, sondern nur für sie und ihre Fragen. Als Einleitung habe ich gefragt, ob jemand schon weiß, ob er/sie nach dem Abi einen Freiwilligendienst (FWD) machen will. Nach einem kleinen Ge-spräch habe ich die verschiedenen FWD-Formen vorgestellt, um einen Eindruck zu geben, was es für Möglichkeiten gibt. Es gab viele Fragen, die ich beantwortet habe. Anschließend hab ich von meiner persönlichen Motivation kurz vor dem Abi geredet. Das war glaube ich sehr wichtig, da die Schüler_innen so einen Vergleich zu sich haben. Daraufhin habe ich den Schüler_innen übers Internet gezeigt, wie man nach Organisationen und Projekten sucht und sich auf weltwaerts.de bewirbt. Das hat die beiden 10. Klassen, die ich nacheinander “unterrichtet” habe, sehr interessiert, bemerkbar war dies durch die vielen Fragen. Ich habe auch meine Bewerbungen vorgelesen. Zuletzt habe ich eine freie Gesprächsrunde eingeleitet, welche den größten Teil der Stunde ausmachte. Dort berichtete ich von meinen Erfahrungen und dem Ablauf des Dienstes. Das habe ich mit Bildern, die ich geschossen hatte, unterstrichen, was zur Verbildlichung des Erzählten sehr half. Wir haben sehr viel geredet, diskutiert und gelacht. Zusätzlich habe ich ein Bongo Flava Lied auf YouTube gezeigt. Ich habe auch Themen aufgegriffen wie Kritik am Freiwilligendienst und Themen wie Rassismus und „Entwicklungshilfe“. Das Schwierigste war es, das raus zu lassen, was weniger wichtig war. 1,5 Stunden sind dann doch etwas kurz. Als die Stunde zu Ende war, habe ich jedem/jeder Schüler_in ein selbst gebundenes Kochbuch gege-ben, welches Tansanische Rezepte beinhaltet. Dieses Buch haben mein Mit-Freiwilliger und ich da-mals in Tansania geschrieben. Das alles habe ich zwei Mal gemacht, vor zwei Klassen insgesamt. Ich glaube, ich habe den Schüler_innen ein realistisches Bild über Freiwilligendienste im Ausland gege-ben. Es haben auch alle zugehört, obwohl es warm und letzter Schultag war.“*